Ich bin seit langem ein Fan davon, Kindern Jobs und Verantwortung zu geben. Um sich wohlzufühlen, müssen sich Kinder gebraucht fühlen. Und doch überarbeiten sich viele Eltern damit, Dinge für ihre Kinder und für die Familie zu tun, die den Kindern beigebracht werden könnte – die die Kinder selbst tun könnten und dabei viel Wichtiges lernen könnten.
Von indigenen Völkern lernen
Michaeleen Doucleff schreibt In ihrem Buch «Kindern mehr zutrauen–Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen» [1] darüber, wie erfolgreich Eltern in indigenen Kulturen sind, ihre Kinder zu mittragenden Familienmitglieder zu erziehen. Dieses Buch hat mich fasziniert, weil Doucleff so sehr persönlich von ihren Herausforderungen mit ihrer Tochter schreibt! Es ist leicht und unterhaltsam zu lesen – ich empfehle es Eltern wärmstens.
Doucleff schreibt, dass sich unsere Kultur in den letzten 200 Jahren von den Erziehungsmethoden entfernt hat, mit denen sich die Menschen in Zehntausenden von Jahren entwickelt haben. Sie besuchte eine Maya-Gemeinde in Mexiko, eine Inuit-Gemeinde in Kanada und eine Hadzabe-Gemeinde in Tansania und entdeckte bemerkenswert ähnliche Erziehungstechniken. Was ihr auffiel, war, wie hilfsbereit die Kinder und Jugendlichen in diesen Gemeinschaften waren! Und als sie diese Kinder fragte, warum sie so viel im Haushalt machten, sagten sie stolz: «Wir werden gebraucht!», und dass sie es genossen, hilfsbereit zu sein (= sich gebraucht zu fühlen!).
Doucleff sah keine Hausarbeitspläne an den Wänden oder Kühlschränken hängen. Stattdessen sah sie Kinder, die von der Schule nach Hause kamen und den Abwasch machten, ohne dass ihnen etwas gesagt wurde. Sie sah Sechsjährige, die beim Zubereiten der Mahlzeiten halfen. Sie sah ältere Brüder und Schwestern, die sich um jüngere kümmerten und ihnen neue Fähigkeiten beibrachten. «Kindern mehr zutrauen – Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen» beschreibt hervorragend, wie diese Eltern ihre Kinder erziehen, dass sie so hilfreich werden.
Was wir tun sollen: (ich verrate mal einen Punkt)
In diesem kurzen Blog werde ich dir nur einen Vorgeschmack auf das geben, was in dem Buch steht. Eltern arbeiten so viel wie möglich mit ihren Kindern. Kinder interessieren sich von Natur aus dafür, was die Erwachsenen tun, also ermutigen diese Eltern die Kinder mitzumachen, auch wenn das die Arbeit länger und schwieriger macht. Sie wissen, dass diese Zeit und Mühe sich auszahlen werden.
Was wir nicht tun sollen: (Ich verrate mal 3 Punkte.)
- Diese Eltern kritisieren Ihre Kinder nicht. D.h., sie sagen den Kindern nicht, was sie nicht richtig gemacht haben. – Warum? Weil es darum geht, die Kinder zu ermutigen, helfen zu wollen und selbst zu lernen.
- Diese Eltern lassen unvollkommene Arbeiten der Kinder. D.h., sie machen die Arbeit nicht noch einmal selbst, wenn die Kinder sie nicht richtig gemacht haben. – Warum? Weil das signalisiert, dass der Beitrag des Kindes nicht geschätzt wird. Lass den Boden etwas schmutzig sein, nachdem das Kind gesaugt hat! Lass das gefaltete T-Shirt in der Schublade klumpig aussehen!
- Diese Eltern geben keine/wenige Bewertungen ab! D.h., sie loben die Kinder nicht für ihre großartige Arbeit. Ein einfaches, kurzes „Danke“ genügt. – Warum? Weil es normal ist zu helfen. Und weil Kinder ohne das Lob von aussen mehr Motivation von Innen (intrinsisch) entwickeln.
Diese Eltern haben kein Bedürfnis, ihre Kinder zu unterhalten. Doucleff schreibt, dass sie damit aufgehört hat, ihre Tochter zu kindzentrierten Aktivitäten mitzunehmen (solche, die die Erwachsenen nicht einmal Spaß machen). Stattdessen verbringen die Eltern und die Tochter den Samstagmorgen damit, das Haus zu putzen und gemeinsam die Wäsche zu waschen, um das Gefühl der Zugehörigkeit und Wichtigkeit ihrer Tochter zu stärken.
Es war mir eine Freude aus diesem Buch zu lernen, wie die Botschaften von Positive Discipline in der uralten Erziehungsweisheit unserer Vorfahren verankert sind!
Ich schliesse mit einem Zitat aus «Kindern mehr zutrauen» (Seiten 346-347):
«In den USA (und vielleicht in ein paar anderen Ländern? 😏-kc) setzen sich die Eltern selbst unter den enormen Druck, ihre Kinder «optimieren» zu müssen. Dazu gehört häufig auch, dass sie den Tag der Kinder mit unablässigen Aktivitäten oder ständiger Unterhaltung anfüllen wollen. … Dadurch bürden wir uns selbst sehr viel auf, nicht zuletzt die Angst, den eigenen Anforderungen nicht gerecht zu werden. … Unsere reflexartige Reaktion besteht in maximalem Eingreifen.
«Durch das minimale Eingreifen kommt es nicht nur weniger zu Konflikten, es verschafft Kindern darüber hinaus auch jede Menge Gelegenheiten, sich im Alleinunterhalten und in der Selbstbeschäftigung zu üben. … Wenn Eltern nicht ständig die Aufmerksamkeit des Kindes einfordern und kontrollieren, dann fordert umgekehrt auch das Kind nicht ständig die Aufmerksamkeit der Eltern ein.»
Gerne verrate ich im nächsten Blog ein paar Punkte mehr, was wir als Eltern tun und lassen sollten und wie wir damit Konflikte vermeiden können. Und eines steht fest: die Positive Discipline hat eine stolze Vorgeschichte, mit Methoden, die sich über tausende von Jahren bewährt haben.
Ich freue mich, deine Erfahrungen bei der Umsetzung der obigen Punkte zu erfahren. Schreibe mir doch auf kc.hill@connections-eb.com .
[1] Originalausgabe 2021 unter dem Titel “Hunt and Gather Parent – What Ancient Cultures Can Teach Us About the Lost Art of Raising Happy, Helpful Little Humans “